Revolution oder Risiko? Warum Banken Krypto nicht länger ignorieren können
Willkommen zu einer neuen Ausgabe von Tech & Tacheles, dem Podcast der Sopra Financial Technology. Dieses Mal wurde es besonders spannend – und durchaus kontrovers. Denn wir haben über nicht weniger gesprochen als das Endspiel des klassischen Geldes und die Frage: Wie viel Zukunft steckt eigentlich in Krypto?
Zu Gast waren zwei echte Schwergewichte der Branche:
- Thorsten Hahn, Gründer und Geschäftsführer des Banking Clubs, seit 36 Jahren in der Finanzwelt unterwegs.
- Thomas Heinz, Chief Growth Officer der Sopra Financial Technology, Technologieexperte und langjähriger Kenner von IT-Strategie, Trends und Innovationszyklen.
Gemeinsam haben wir Thesen diskutiert – pointiert, ohne Bullshit-Bingo und mit erstaunlich viel Klartext.
These 1: „Ohne Regulierung bleibt Krypto ein Nischenprodukt.“
Beide Gäste: Strongly Disagree.
Der Markt hat längst bewiesen, dass er auch ohne Regulierung explodieren kann – Bitcoin & Co. sind schließlich komplett ungezügelter entstanden. Thorsten formulierte es treffend:
„Der Markt hat gezeigt, dass er wunderbar gestartet ist – ganz ohne Mika und Co.“
Thomas ergänzte, dass Regulierung zwar Leitplanken bieten kann, aber keinesfalls der Motor ist. Eher im Gegenteil: In manchen Ländern läuft Krypto gerade deshalb gut, weil die Regulatorik nicht bremst.
Spannender Gedanke:
Die eigentliche Gefahr liegt nicht im Fehlen von Regeln, sondern im Zuviel davon – also einer Überregulierung, die Innovation erstickt.
These 2: „Krypto ist nur ein Werkzeug für Geldwäsche und Kriminalität.“
Beide: Strongly Disagree.
Hier war die Reaktion eindeutig – und differenziert.
Natürlich gibt es illegale Aktivitäten im Kryptobereich. Aber genauso im Bargeld, im klassischen Banking und im Internet selbst.
Thomas brachte es auf den Punkt:
„Alles Neue startet im Graubereich – das war beim Internet so, das sehen wir bei KI, und auch bei Krypto.“
Entscheidend ist das Wörtchen „nur“ in der These. Vielmehr zeigt Krypto, wie jede Technologie, eine Normalverteilung: an beiden Rändern Extrema – dazwischen enormes Potenzial.
These 3: „Krypto ist das Ende des klassischen Bankings.“
Thorsten: Strongly Disagree.
Thomas: Disagree.
Ein spannender Austausch – und ein wesentlicher Punkt: Banking ist viel mehr als Zahlungsverkehr.
- Beratung
- Kreditgeschäft
- Kapitalmarkt
- Firmenbegleitung
- Risikoentscheidungen
- Treasury
Blockchain kann Prozesse transformieren, aber nicht gleich das gesamte Banking ersetzen.
Thorsten erklärte:
„Banking besteht aus so vielen Schichten. Technologie wird vieles verändern, aber nicht alles abschaffen.“
Thomas ergänzte die Visionsebene:
Dass Bargeld eines Tages durch digitale Währungen ersetzt werden könnte? Ja, durchaus.
Dass Banken komplett verschwinden? Nein.
Vielleicht verschwindet das Zahlungsmittel, aber nicht das Banking als Dienstleistung.
Fazit: Krypto bleibt – und Banken müssen sich bewegen
Beide Experten waren sich im Kern einig:
- Krypto ist gekommen, um zu bleiben.
- Die Technologie dahinter – Blockchain, Tokenisierung, Smart Contracts – wird zum Gamechanger.
- Banken müssen sich öffnen, verstehen, experimentieren.
- Kund:innen entscheiden – nicht die Bank, ob Krypto relevant ist.
- Mut schlägt Risikoaversion.
Thorsten formulierte es eindrücklich:
„Wer heute noch sagt, das ist Teufelszeug, wird auch morgen Neues nicht annehmen. Und dann wird es eng.“
Mein Schlusswort
Krypto ist kein Hype und keine Laune. Es ist ein Baustein der nächsten Evolutionsstufe im Banking.
Ob es Revolution oder Risiko ist? Vermutlich beides. Aber genau das macht es so spannend.
Danke an Thorsten Hahn und Thomas Heinz für eine lebendige, kluge Diskussion, die zeigt, wie wichtig solche Formate für die Branche sind.
👉 Die gesamte Folge gibt es auf allen gängigen Podcast-Plattformen und als Video auf YouTube.
Bis zum nächsten Mal bei Tech & Tacheles.
Eure Birgit